Umbau alte Ruine statt Neubau?

Oktober 2009: Jahrelang waren wir vergeblich auf der Suche nach einem für uns passenden und bezahlbaren Häuschen in unserer Heimatstadt Bielefeld. Nachdem wir uns eingestanden, dass das passende Objekt wohl für uns leider nicht so schnell auftauchen wird, verfolgten wir den Plan ein nachhaltiges Holzhaus der Firma „Baufritz“ an den Rand der Streuobstwiese zu setzen, welche die Familie meiner Frau in Lage besitzt.

Da hatten wir aber noch nicht die Rechnung mit dem Bauamt gemacht – obwohl das Grundstück mit der neuen Bebauung in einer Linie mit anderen Wohnhäusern liegen würde, war eine Baugenehmigung für das Öko-Fertighaus nicht möglich. Die Begründung war, dass in dem Bereich keine weiteren „Einzelbauten“ gewünscht seien, da man eine „Zersplitterung“ der Besiedelung vermeiden wolle (geplanter Standort: siehe Kreuz auf dem Luftbild). Wir haben das anderes gesehen – wie erwähnt, das Haus hätte quasi in einer Linie mit mehreren anderen Randbebauungen gelegen. Aber es war nichts zu machen und wir mussten schließlich aufgeben.

Sehr schade, denn wir hatten uns schon für ein Modell des Herstellers Baufritz entschieden. Eine faszinierende Firma, die als Pioniere im Bereich „ökologisch wertvolle Häuser“ schon viel erreicht haben. Wir waren zu einem Beratungstermin im Werk in Erkheim (Bayern) und waren von dem nachhaltigen Konzept und den tollen Musterhäusern begeistert! Man kann dort die „HausSchneiderei“ besuchen und sich in vielen Ausstellungen und Musterhäusern inspirieren lassen. Zum Konzept von Baufritz gehört (neben der Verwendung von nachhaltigen Baumaterialien) das Prinzip, dass Häuser nach dem Ende des Nutzungszeitraums ökologisch sinnvoll zurückgebaut und recycelt werden können. Also mal wirklich sinnvoll vom Anfang bis zum Ende durchdacht!

Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein „Fertighaus“ aufbauen zu lassen, der sollte sich unbedingt diese Firma anschauen. Und wenn es erst mal nur für einen Ausflug in das tolle Ausstellungszentrum in Bayern ist. Zumindest wird man einige Inspirationen mitnehmen, die hilfreich für das eigene Hausprojekt sein können.

Reset: Planänderung!

Die Enttäuschung war jedenfalls groß und unser Fokus fiel letztendlich auf das alte Wirtschaftsgebäude, welches als Ruine am Rand der Streuobstwiese stand (siehe Kreis auf dem Luftbild). Eine Schönheit war das über 100 Jahre alte Gebäude nicht gerade, aber mangels anderer Alternativen spielten wir die – eigentlich irrwitzige – Idee einer Restaurierung gedanklich durch und der Plan verfestigte sich nach und nach.

Ob das wirklich eine gute Idee war? Vielleicht hätten wir skeptisch werden sollen, als ein Freund beim erstem Besuch auf der noch nicht eröffneten Baustelle sagte „Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr das Projekt starten wollt!? Wird bestimmt viel schwieriger und teuer als ihr denkt … also ich würde es nicht machen!“. Er sollte Recht behalten. 🙂

Sechs neu eingereichte Bauanträge, ein Jahr voller Arbeit in Eigenleistung und zwei Jahre später haben wir es nun geschafft – wenn wir gewusst hätten was auf uns zukommt, hätten wir es wohl tatsächlich nicht gemacht. Aber nun freuen wir uns umso mehr, dass wir einer alten, ungenutzten Ruine zu einem zweiten Leben verholfen haben und wir hier mit unseren Kindern leben können.

Ziel: Nachhaltiges Gebäude

  • Revitalisierung eines Bestandsgebäudes statt Neubau
  • Außendämmung mit recyclebarer Steinwolle statt Styropor
  • Erdwärme über Flächenkollektoren (für Heizung und Warmwasser)
  • KWL (Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmetauscher)
  • Betrieb von Wärmepumpe und KWL mit Ökostrom
  • Ziel: Wohnen und Leben im Haus vollständig ohne Verbrennung von fossilen Energieträgern

Wenn wir gewusst hätten wie schwierig das Bauprojekt wird, hätten wir es wohl nie angefangen.



Video: Hausbau im Zeitraffer


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Kommentare

Wow, sieht einfach klasse aus.
Hast du die Wände gedämmt oder macht das die Photovoltaikanlage mit mehr Energie wieder wett?

Hallo, Danke für das Feedback! Ja, die Wände haben wir damals gedämmt. Mit mineralischen Dämmstoff als WDVS / Wärmedämmverbundsystem. Die Photovoltaikanlage kam dann erst viele Jahre später. Die ersten Jahre mussten wir also die Wärmepumpe komplett mit Netzstrom betrieben und eine Dämmung hilft natürlich sehr, den Stromverbrauch zu reduzieren.

Wow, da sieht man wieder, die Not macht erfinderisch und man erzielt richtig tolle Ergebnisse. Ich bin ein großer Freund von Sanierung und finde Euren Mut und die umgesetzten Ideen richtig super!! Ich glaube ihr kommt sehr gern in Euer Zuhause, und dann noch größtenteils autark

Danke für das Feedback! Auch wenn der Weg damals nicht ganz einfach war, sind wir heute froh ihn gegangen zu sein. 🙂


Ein Beitrag von Tobias Heinze
Ich versuche meinen persönlichen Fußabdruck immer kleiner werden zu lassen und mit meiner Familie möglichst „fossilfrei“ und umweltschonend im Bereich Wohnen, Mobilität, Urlaub und Ernährung zu sein.

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