02. März 2018

Flugstopp: Ich bleibe (erst mal?) am Boden

Eines Abends im März 2018 schaue ich mir auf meinem Handy in der App „Flight Radar“ die unzähligen Flugzeuge an, die gleichzeitig über Europa in der Luft umherfliegen und mich beschleicht mehr und mehr ein komisches Gefühl. Kann das der neue „Normalzustand“ sein und ist dies langfristig mit immer mehr Wachstum im Luftverkehr für die Menschheit ein gutes Ziel? Zumindest solange es technisch noch nicht möglich ist klimaneutral zu Fliegen.

Ich erinnere mich an meine Kindheit und Jugend – das Fliegen war zu der Zeit (80er Jahre …) längst nicht so selbstverständlich wie heute. Es war damals irgendwie noch etwas „Besonderes“.

Ich beschäftige mich mehr mit den Daten – zum Beispiel wie viele Flugzeuge an einem normalen Tag weltweit durchschnittlich in der Luft sind – ich bin ziemlich schockiert.
Die Fluggesellschaften in aller Welt haben im vergangenen Jahr 2017 so viele Passagiere befördert wie nie zuvor: Die Marke von 4 Milliarden Fluggästen wurde erstmals geknackt und es finden teilweise an die 200.000 Flüge an einem einzigen Tag statt. Es sind ständig ungefähr 1 Millionen Menschen in der Luft. Wenn man sich die Zahlen bewusst macht, ist das alles ein ziemlicher Wahnsinn.

Wenn dann für Flüge innerhalb Deutschlands sogar der Flieger oft günstiger ist als die Reise mit der umweltfreundlicheren Bahn, dann passt da doch etwas nicht mehr wie ich finde.

Klar, ich bin in meinem Leben schon oft durch die Welt geflogen und habe viele interessante und ferne Länder wie Australien, Malaysia oder Kanada besucht und kennengelernt. Diese Erfahrungen möchte ich nicht missen und ich möchte sie auch niemand anderem vorenthalten, vor allem nicht den jungen Menschen die noch nicht so viel gesehen haben wie ich.

Trotzdem habe ich nun für mich selber entschieden, dass es „erst mal genug“ ist und mich entschlossen fürs Erste nicht mehr zu fliegen. Viele Städtetripps in Europa lassen sich auch mit der Bahn ermöglichen und in den Urlaub an die Nordsee und nach Schweden fahren wir sowieso mit dem Auto (hoffentlich auch hier bald elektrisch!).

Ich fasste einen Entschluss:
Ich bleibe am Boden!

Zumindest erst mal für die kommenden fünf Jahre?

Mal schauen wie für wie lange ich dies mache, mein Plan ist zunächst fünf Jahre nicht zu fliegen. Und wenn ich danach wieder "anfange", dann deutlich reduzierter und bewusster (Klimakompensation für jeden Flug ist eh klar ...).
Mein vorerst letzter Flug führte mich somit im November 2017 in die schöne Stadt Budapest.

Wie wäre es mit einem Flug-Budget?

Im Zusammenhang mit meinen Gedanken zu meiner „Flugpause“ kam mir eine Möglichkeit in den Sinn – wie wäre es, wenn man sich auf ein Jahresbudget für das private Fliegen einigen könnte?
Natürlich ist das nur ein Gedankenspiel und politisch sicher nicht so leicht (oder auch gar nicht) umzusetzen, aber ich finde den Gedanken nicht abwegig, wenn beispielsweise jeder EU-Bürger pro Jahr eine bestimmte Anzahl von Flügen (oder Flugmeilen) zur Verfügung hätte. Ist dieses Kontingent aufgebraucht, muss man eben mit seinem nächsten Mallorcaflug noch etwas abwarten.

Um eine Gerechtigkeit innerhalb der Generationen einzubauen, könnte man einige Unterschiede für verschiedene Altersklassen festlegen. Junge Menschen, zum Beispiel zwischen 18 und 30 Jahren, dürften in dem Szenario etwas häufiger mit dem Flugzeug reisen als diejenigen, die bereits in ihrem Leben viele andere Länder und Kulturen besucht haben (wie zum Beispiel ich selber).

Dieses Konzept wäre solidarisch und würde zudem nicht verhindern, dass die junge Generation sich auf den Weg macht, um neue Länder und Kulturen kennenzulernen. Denn ich glaube auch das ist wichtig – nur durch einen Austausch mit anderen Menschen können wir uns weiterentwickeln und die Welt verbessern.

Denn eine Frage stellt sich: Warum sollte jeder das uneingeschränkte Recht haben, der Umwelt unbegrenzt viel Schaden zuzufügen?


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Ein Beitrag von Tobias Heinze
Ich versuche meinen persönlichen Fußabdruck immer kleiner werden zu lassen und mit meiner Familie möglichst „fossilfrei“ und umweltschonend im Bereich Wohnen, Mobilität, Urlaub und Ernährung zu sein.

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